Nur Genussmenschen verbinden Rum mit Bermuda. Bermuda ist eine Inselgruppe im Atlantik, sie sind britisches Überseegebiet und stehen somit unter der Hoheit des Vereinigten Königreichs. Bermuda besteht aus 360 Koralleninseln, die alle zusammen gerade mal eine Fläche von 58 Quadratkilometer besitzen. Die Zahlenangaben über die Inseln differieren, Sandaufschüttungen und Baggerarbeiten ließen Inseln verschwinden, einige kleinere Inseln wurden künstlich angelegt. Die sieben größten Inseln sind mit Brücken verbunden und bilden so die „Hauptinsel“ mit einer Fläche von etwa 53 km². Rum spielte bis Mitte des 19. Jahrhunderts auf Bermuda fast keine Rolle.
Erst im Jahr 1857 begann die Firma Gossling Karibischen Rum zu importieren. Damit ist Gossling der einzige Hersteller von Rum auf Bermuda und gleichzeitig der größte Exporteuer eines lokalen Produkts.
Geschichtliches: Im Frühjahr 1806 ging James Gosling, ältester Sohn von William Gosling, Wein- und Spirituosen-Kaufmann in England, an Bord der „Mercury“ mit Waren im Wert von ₤ 10.000 in Richtung Amerika. Nach 91 verzweifelter Tage mit Seeflaute legte das Schiff am nächstgelegenen Hafen, St. George, auf Bermuda, an. Anstatt nach Amerika weiter zu reisen, eröffnete James Gosling im Dezember 1806 ein Geschäft auf der King’s Parade in St.George. Im Jahr 1824 kehrte James nach England zurück und sein Bruder Ambrose mietete ein Geschäft auf der Front Street in der neuen Hauptstadt von Hamilton für £ 25 pro Jahr. Die Goslings betreiben ein Geschäft an diesem Standort seit nunmehr 127 Jahren. Im Jahre 1857 wurde die Firma von den Ambrose-Söhnen umbenannt und hieß fortan Gosling Brothers. Drei Jahre später landeten die ersten Eichenfässer voller Rum-Destillate auf Bermuda. Weitere drei Jahre später (nach vielen Versuchen mit Irrungen und Wirrungen) entstand der ausgefallene, schwarze Bermuda Rum, der zum Black Seal werden sollte. Diesen schwarzen Rum bot man zum Verkauf an. Zunächst nannte man ihn nicht Black Seal. Bis zum Ersten Weltkrieg wurde er nur vom Fass verkauft, d.h. die Menschen brachten ihre eigenen Gefäße und ließen sie abfüllen. Irgendwann wurde der Rum in Champagne-Flaschen abgefüllt, die man vor oder in den britischen Offizierskasernen aufgelesen hatte. Diese Flaschen wurden mit schwarzen Wax (Black Seal) versiegelt. Danach fragten die Menschen nach dem Black Seal und eines Tages war die Black Seal-Marke geboren. Im Laufe der Jahre wurde Black Seal mit Bermuda synonym. Es ist die wichtigste Zutat bei einer Bermuda Fischsuppe, gibt den Insel-Touch zum Bermuda Rum Swizzle und ist der Sturm im Glas beim Lieblings-Cocktail Dark′n Stormy®.
Beschreibung: Goslings ist heute das einzige Unternehmen, welches Rum-Blending und Abfüllungen auf Bermuda vornimmt und somit der größte Exporteur von einem „Made in Bermuda“-Produkt geworden ist. Hergestellt wird der Black Seal in zwei unterschiedlichen Herstellungsverfahren und zwar einmal als Pot-Still-Rum sowie auch als aus der Column-Still-Rum. Dieser Rum ist ein sogenannter "Blend"-Rum, was bedeutet, dass er nicht aus einem Fass, sondern aus mehreren Fässern gemischt wurde. Der Rum lagert bis zu 3 Jahre in Eichenholzfässern bevor die Rumsorten zu einem Blend vermählt werden und durch die Lagerung im Holzfass erhält er seine dunkle Farbe, die ihn so prägt. Abgefüllt wird der Bermuda Rum mit einem Alkoholgehalt von 40 % vol. in eine 0,7-l Flasche.
Auszeichnungen: Außergewöhnlich genug um beim Beverage Testing Institute die höchste Auszeichnung, die Platinum Medal, zu gewinnen. Für seine Qualität gewann der Rum auch eine Gold-Medaille bei der San Francisco World Spirits Competition und eine Platin-Medaille bei den World Spirits Awards.
Tasting: Der Goslings Black Seal Bermuda Rum besitzt einen dunklen Bernsteinfarbton mit rötlichem Schimmer. Aus dem Noising-Glas duftet es angenehm nach Karamell, Vanille und schwach nach Butterscotch. Der Duft von Alkohol ist schwach ausgeprägt und eine Spur Kaffee nehme ich auch war. Der erste Schluck erinnert mich an einen starken kalten Kaffee mit Schuss. Dazu gesellt sich eine schöne rauchige Note von amerikanischen Holz der Weißeiche. Der Gosling hat eine minimale Schärfe am Gaumen und wird von einer leichten Bitterkeit begleitet. Dazu passen wunderbar die Aromen von Karamell, reifen Beerenfrüchten von Johannisbeeren, Brombeeren und getrockneten Feigen. Auch Gewürze wie Nelken, Zimt und Kardamom machen sich am Gaumen breit. Das Finish ist bezaubernd lang und am Schluss kleben noch Aromen von Kaffee, dunkler Schokolade und eine Spur Frucht von unreifer Birne, sowie karamellisierter Zucker am Gaumen.
Fazit: Der Gosling ähnelt mehr einem sehr guten Spiced Rum und die breite Aromen-Vielfalt ist sehr ausgewogen und nuanciert. Der sehr weiche und milde Premium-Rum kann pur auch gefallen, aber seine wahre Größe zeigt er gemixt im Cocktail oder Longdrink.
Tipp: In Verbindung mit Ginger Beer, Limettensaft und Eis ist der Gosling als Cocktail "Dark and Stormy" weltweit bekannt sowie beliebt und schnell gemixt. Auch mit einer Coke, Eis und einer Zitronenscheibe immer wieder lecker als Longdrink.
Anmerkung: Ich bedanke mich bei der nachfolgenden Firma für das Produktmuster. Es fand keine Beeinflussung oder ähnliches auf das Tasting statt.
Bezugsquelle: Destillerie Kammer-Kirsch GmbH | Hardtstraße 35-37, 76185 Karlsruhe | www.kammer-kirsch.de.